Residenz Würzburg / Baugeschichte

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Residenz Würzburg

Baugeschichte

Bild: Südfassade der Residenz Würzburg

Die ehemalige Residenz der Würzburger Fürstbischöfe, 1720-1744 im Rohbau entstanden und bis 1780 fertig ausgestattet, gehört zu den bedeutendsten Schlossanlagen des Barock in Europa. Der erste Bauherr, Fürstbischof Johann Philipp Franz von Schönborn, übertrug die Planung dem damals noch jungen und unbekannten Architekten Balthasar Neumann (1687-1753). Bis zur Vollendung des gewaltigen Baus diente der begabte Architekt auch dem Bruder und zweiten Nachfolger Johann Philipps, Friedrich Carl von Schönborn, sowie den beiden folgenden Würzburger Fürstbischöfen. Die Baukosten beliefen sich insgesamt auf etwa 1,5 Millionen Gulden – bei einem Gulden Wochenlohn für einen Taglöhner eine gewaltige Summe.

 

Bild: Balthasar Neumann, Darstellung im Deckenfresko des Treppenhauses

Balthasar Neumann,
Detail aus dem Treppenhausfresko
Foto: Achim Bunz

Die Residenz als Gesamtkunstwerk

In genialer Weise vereinigt der Bau in sich die verschiedenen Strömungen nicht nur des deutschen Barocks, sondern auch der französischen Klassik und des Wiener Reichsstils. Entstanden ist dabei ein Gesamtkunstwerk von besonderer Prägung und Eigenart.

Im Wesentlichen ist dies die Leistung von Balthasar Neumann, der nicht nur die oft divergierenden Wünsche der kunstverständigen Familie Schönborn auf einen Nenner zu bringen hatte. Er musste auch die als Anregung, Konkurrenz und Korrektur angeforderten Entwürfe der damals führenden Architekten wie Maximilian von Welsch, Lucas von Hildebrandt, Germain Boffrand und Robert de Cotte auswerten und teilweise in die Planung einbeziehen.

Von zeitgenössischen Bauten unübertroffen blieb die innere Ausstattung der Residenz Würzburg. Drei Generationen von Künstlern und Kunsthandwerkern aus ganz Europa schufen hier die eigenständige Spielart der Würzburger Hofkunst. Die Glanzlichter – und fast auch schon den Schlusspunkt – der Innendekoration setzte der Venezianer Giovanni Battista Tiepolo mit seinen 1751-1753 entstandenen Deckenfresken im Kaisersaal und im Treppenhaus.

Kriegszerstörung und Wiederaufbau

 

Bild: Spiegelkabinett

Rekonstruiertes Spiegelkabinett
Foto: Bayerische Schlösserverwaltung /
Maria Scherf

Am 16. März 1945, wenige Wochen vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs, zerstörte der verheerende Luftangriff auf Würzburg 90 Prozent der Altstadt. Auch die Residenz brannte fast völlig aus. Vom Dachstuhl abwärts fraß sich das Feuer durch Holzdecken und Fußböden, und was an Einrichtungsgegenständen und Wandverkleidungen nicht hatte ausgelagert werden können, wurde ein Raub der Flammen. Nur das Herzstück der Residenz, Vestibül, Gartensaal, Weißer Saal sowie das Treppenhaus und der Kaisersaal mit den Fresken Tiepolos blieb weit gehend verschont. Neumanns Steinwölbungen hielten hier dem brennend herabstürzenden Dachstuhl stand.

Doch wegen fehlender Dächer entstanden in der Folgezeit weitere Schäden durch eindringende Feuchtigkeit. In der Hofkirche fielen so beispielsweise die Deckenfresken von Rudolph Byss, trotz intakter Wölbung, großenteils noch den Spätfolgen des Brandes zum Opfer und mussten mühsam wieder rekonstruiert werden.

Der inzwischen bewältigte Wiederaufbau der Residenz, der insgesamt rund 20 Millionen Euro kostete, stellt auch kunsthandwerklich eine beachtenswerte Leistung dar. Die große Zahl der ausgelagerten und dadurch geretteten Einrichtungsgegenstände gab den Anstoß zur weit gehenden Restaurierung der Kaiserzimmer an der Gartenfront und der Ingelheimzimmer im Nordblock. Als Abschluss des Wiederaufbaus wurde 1987 das aufwändig in seiner besonderen Hinterglas-Maltechnik rekonstruierte Spiegelkabinett der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

In einem Gedenkraum und einem Dokumentationsraum wird an die Zerstörung der Residenz Würzburg im Zweiten Weltkrieg und an den Wiederaufbau erinnert.


 
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